51. Jahrestag der Einlagerung von Atommüll in Asse II :
Kundgebung des Asse II Koordinationskreises (A2K) am 4. April
Die Kundgebung zum 51. Jahrestag der Einlagerung von Atommüll in den Schacht Asse II begann mit gut 50 Teilnehmern vor dem Tor der
Schachtanlage und wurde wegen starken Regens dann bald in die Scheune der Familie Wiegel in Remlingen verlegt.
Andreas Riekeberg hielt einen Rückblick auf die 51 Jahre seit der ersten
Einlagerung. Bemerkenswert unter anderem, dass 1968 in einer Besprechung vereinbart worden war, dass Fässer mit einer Stabilität für 3 Jahre ausreichend seien für die Einlagerung von Atommüll. Und dass vor dem Einlagerungsschluss 1978 noch gerichtlich um die Einlagerung oder Nichteinlagerung von Atommüll aus dem AVR Jülich gestritten werden musste.
Bezüglich der Absicht der neuen Bundesregierung, ein Atommüll-Sammellager als Eingangslager für Schacht Konrad zu bauen, zitierte Riekeberg den Beschluss des Kreistages Wolfenbüttel vom 5.10.2015: „Der Kreistag fordert den unverzüglichen Beginn einer transparenten, ergebnisoffenen, kriterienbasierten Standortsuche für die Konditionierungsanlage, das Puffer- und Zwischenlager. Dies gilt insbesondere für die Suche nach Asse-nahen Standorten.“ Angesichts der Absicht, das Eingangslager für Konrad nicht unmittelbar in der Nähe von Schacht Konrad zu bauen, droht hier für den Landkreis Wolfenbüttel eine weitere Belastung durch Atommüll.
Der Asse II-Koordinationskreis fordert: Kein Eingangslager für Schacht
Konrad an der Asse!
Redemanuskript Rückblick
Heike Wiegel, Vorstandmitglied des AufpASSEn e.V., ergänzt: „Der
Kreistagsbeschluss ist eine politische Standortbestimmung und fachlich,
sachlich nicht haltbar. Im Herbst 2015 wurde auch der Asse Zukunftsfonds
eingerichtet. Hat sich der Landkreis Wolfenbüttel vielleicht kaufen
lassen?“
Weiter monierte Wiegel, dass die Rückholung des Atommülls aus Asse II
nicht vorankommt. „Viel wichtiger als eine vorgezogene Rückholung von ein
paar Prozent des Atommülls wären der Bau von Schacht 5, die Erprobung der
ferngesteuerten Bergetechnik und die konkrete Ausführungsplanung der
Rückholung, um möglichst bald mit der Rückholung des gesamten Atommülls
fertig zu werden, damit der Atommüll und die anderen giftigen Stoffe nicht
ins Grundwasser gelangen.“ Soll durch die Ankündigung einer vorgezogenen
Rückholung etwa die Errichtung eines neuen Atommülllagers an der Asse
begründet werden? Soll an der Asse ein Zwischenlager für bundesweiten
Atommüll errichtet werden?
Hilmar Nagel, Mitglied im Umweltausschuss des Kreistages, wies darauf hin, dass die Ableitungen der radioaktiven Stoffe aus Asse II in der Größenordnung von Atomkraftwerken liegen. Besonders gefährlich sind
radioaktiver Wasserstoff (Tritium) und Kohlenstoff (C-14) „Tritium wird in Form von Wasser im Körper gespeichert und kann sich in Zellkerne einlagern, was vor allem bei einer Schwangerschaft problematisch sein kann. Dem Schutz des ungeborenen Lebens und der genetischen Unversehrtheit muss höchste Priorität eingeräumt werden.“
Nagel zitierte u.a. eine Stellungnahme des Deutschen Ärztetages vom 24.05.2017: „Als Ärzte weisen wir darauf hin, dass es keine Schwellenwerte für die Unbedenklichkeit von ionisierender Strahlung gibt und auch durch vermeintlich geringe Strahlenmengen gesundheitliche Schäden und Spätfolgen über Generationen entstehen können.“
Redemanuskript Niedrigstrahlung
Wolfgang Bischoff von der Wolfenbütteler Atom-Ausstiegs-Gruppe (WAAG) wies
auf die Vertuschungen hin, die das Forschungszentrum Jülich bezüglich
seiner Tritium-Einlagerung in Asse II jahrzehntelang betrieben hatte.
„Jülich hat noch bis in die 2000er-Jahre behauptet, dass in den 1970er-Jahren die Tritium und Kohlenstoff 14-Belastungen nicht messbar gewesen wären und man die Brennelemente-Kugeln in guten Glauben in der Asse abgeliefert habe. Diese Angaben über das abgegebene Tritium- und Kohlenstoff 14-Inventar wurden erst 2010 korrigiert. Dabei hat sich wie von Zauberhand das Tritiuminventar verdreizehnfacht, von 4,4 Billionen Becquerel auf 56 Billionen Becquerel.“ Das Inventar an Tritium pro Fass aus Jülich war etwa 1000 mal höher als nach den Annahmebedingungen zulässig!
Bischoff gab auch Informationen von Dr. Rainer Moormann über Jülich
weiter, die sich auf bestrahlte Kugelbrennelemente beziehen, für die
einzelne Akten pro Kugel angelegt worden waren. Doch wo sind diese Akten?
Für die Rückholung des Atommülls ist es wichtig, dass der genaue Inhalt
der Jülich-Fässer mit den bestrahlten Kugelbrennelementen bekannt gegeben
wird!
Weitere Informationen zu diesem Thema:
https://waagwf.wordpress.com/2018/04/04/einlagerung-aus-dem-forschungszentrum-juelich-spurensuche/#more-4684
Viele Fragen zu Asse II, dem Inventar und der Rückholung des Atommülls
sind noch ungeklärt, bald 10 Jahre nach dem Beschluss zur Rückholung.
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