Die unterschätzte Gefahr durch Emissionen von Tritium und C-14 – Bericht von der Veranstaltung mit Prof. Dr. Rolf Bertram am 10. März 2016.
Auch bei dieser Veranstaltung ist das Interesse groß und Professor Bertram, Wissenschaftler und Berater der Asse II Begleitgruppe, geht auf die vielen gestellten Fragen ein. Tritium ist ein Stoff, der durch alles – Körper und
Materialien hindurch geht.
Wasserstoff und Kohlenstoff sind elementare Bausteine unseres Körpers, der Pflanzen und Tiere.
Entsprechend werden deren radioaktive Varianten Tritium und C-14 in die Zellen des Körpers eingebaut und
können Krebs und Genveränderungen verursachen.
Bertram bemängelt eine fehlende wissenschaftliche Analyse zu den Stoffen Tritium und C-14 bei Asse II. Dieses Thema ist in der Wissenschaft nicht neu, doch vom Bundesamt für Strahlenschutz werden diese Stoffe zu wenig überwacht und die möglichen Messmethoden kaum angewendet. So kann zum Beispiel C-14 in alten Baumscheiben nachgewiesen werden und Tritium durch ein Gefrierverfahren.
AufpASSEn prüft, ob wir die Untersuchung der Baumscheiben durch AufpASSEn finanzieren können, um zu untersuchen, wie sich die C-14 Aufnahme an den Bäumen in der Asse seit der Einlagerung verändert hat. erzu sucht AufpASSEn einen mind. 60 Jahre alten Baum in der Asse, der demnächst gefällt werden soll. Bertram weist jedoch darauf hin, dass dies eigentlich die Aufgabe des Bundesamtes für Strahlenschutz wäre. Bei der Tritium-Messung, dem Gefrierverfahren ist es allerdings aufwendiger und entscheidend ist bei jeder Messung, wie diese durchgeführt wird.
Frau Dr. Ursula Kleber, Vorstandsmitglied von AufpASSEn, ist auch Mitglied in der Arbeitsgruppe Umgebungsüberwachung. Kleber wird die Tritiumüberwachung durch die durchführenden Institute weiterhin kritisch verfolgen.
Bertram betont, dass die Rückholung des Atommülls aus Asse II erforderlich ist, nur so kann der Atommüll
fachgerecht konditioniert und sicher gelagert werden.
Dr. Frank Hoffmann: AGO und Überlegungen zur Drainage
Am 22. März refertierte Herr Dr. Frank Hoffmann bei der vierten Veranstaltung der Asse II Ausstellung mit Asse II Gespräch im Haus Wiegel über das Thema: Arbeitsgruppe Optionen Rückholung (AGO), er zeigt den kaum
noch zu überschauenden Umfang der verschiedenen Akteure zum Thema Asse II mit ihren Verknüpfungen auf
und erläutert die Zusammensetzung der AGO mit den Wissenschaftlern aus den Bereichen Strahlenchemie,
Verfahrenstechnik und Anlagenbau, Geologie, Hydrogeologie und Strahlenphysik.
Die AGO-Experten nehmen an Fachgesprächen, an Sitzungen der Asse 2 Begleitgruppe teil und bringen ihre
Fachmeinungen ein. Dazu gehört auch die Recherche zu aktuellen wissenschaftlichen Themen um Asse II die
Begutachtung von Fachberichten zum Betrieb von Asse II, zur Rückholung der radioaktiven Abfälle, zur
Behandlung und Lagerung der radioaktiven Abfälle und auch zur Schließung von Asse II.
Die AGO gibt Stellungnahmen zu Fachberichten des Betreibers von Asse II über Fragen des Betriebes,
der Rückholung des radioaktiven Abfalls und der Rahmenbedingungen dazu ab.
Deutlich hebt Hoffmann hervor, dass die AGO ein unabhängiges Gremium ist, das naturwissenschaftliche und technische Fragen zu Betrieb, Rückholung der radioaktiven Abfälle und Schließung von Asse II kritisch begleitet.
Die AGO bewertet, trifft jedoch keine Entscheidungen – weder für den Betreiber noch für die verantwortlichen
Ministerien!
Im zweiten Teil geht Hoffmann auf den Stand der Überlegungen zur Drainage auf der 750m-Sohle ein.
Die Drainage mit technischen Systemen wird eingesetzt, um Vernässungen an Bauwerken entgegenzuwirken. Dazu wird das Wasser erfasst und zielgerichtet abgeleitet. Die Einlagerungskammern in Asse II sind zurzeit nicht zugänglich (ausgenommen ELK 7/725).
Eine Drainage zur Verhinderung von Lösungszutritten in die Einlagerungskammern in Asse II kann also nur erfolgen durch das Fassen der Lösungen oberhalb der Kammern und das Fassen von Lösungen auf der Begleitstrecken um die Kammern.
Hoffmann geht auf die Hauptzutrittsstelle der Lauge von ca. 10.000 l/Tag auf der 658 m Sohle ein. Unterhalb dieser Zutrittstelle liegt die Kammer 8 auf der 750 m Sohle und vor der Kammer 8 tritt kontaminierte Lauge aus.
Hoffmann kritisiert das Topfkonzept des Betreibers, da es eine Dichtigkeit darstellen soll, die so nicht gegeben ist.
Der Berg bewegt sich und damit ist die Rissbildung vorgegeben. Hoffmann zeigt auf, dass durch das Zubetonieren der Begleitstrecke vor den Atommüllkammern in den Atommüllkammern sich Lauge aufstauen kann und damit der Atommüll in Lösung geht. Dies gilt es zu vermeiden.
Die vom Betreiber angedachte Lösung, die Lauge über die alten Lösungsfassungspunkte den Einlagerungskammern 8/750 und 4/750 auf die 700m-Sohle zu pumpen und so den Laugenstand zu begrenzen, zeigt deutliche Schwachstellen.
Er erläutert die vier Vorschläge der AGO, die seit zwei Jahren dem Betreiber vorliegen:
– Betonierte Stecke mit Schotter,
– Einbau eines Gleitbogen,
– eine begehbare Stecke
– und das offenhalten der Begleitstrecke.
Das Thema Drainage ist inzwischen 4 Jahre alt.
Die Zeit vergeht.
Und erst jetzt hat der Betreiber eine Risikobewertung in Auftrag gegeben.
Bei diesen Bearbeitungszeiträumen ist es kein Wunder,
dass zum Thema Rückholung kaum etwas weiter geht.
Schacht Asse 5 kommt nicht voran – Unverständnis für den Zeitrahmen
In der Veranstaltung am 7. April zeigte Dipl. Ing. Udo Dettmann den aktuellen Stand zum Thema Schacht Asse 5 auf. Er erläuterte die Gebirgsschichten anhand von Schnittzeichnungen und zeigte auf, dass die Bohrkerne sich von den theoretischen Schnittzeichnungen unterscheiden. Im Bergwerk wurden in den letzten 18 Monaten bereits vier Bohrungen in Richtung des möglichen Schachtstandortes untersucht. Vier weiter sollen noch folgen. Es ist richtig und wichtig, dass sorgfältig der genaue Schachtstandort gesucht wird, wobei ein erneuter Zeitbedarf von 18
Monaten nicht akzeptabel ist.
Auch hat Dettmann kein Verständnis dafür, dass das Bundesamt für Strahlenschutz insgesamt 18 Jahre für
den gesamten Zeitrahmen bis zur Fertigstellung des Schachtes Asse 5 vorgibt.
Der Schacht Asse 2 wurde in nur 3 Jahren von 1906 bis 1909 errichtet. Damals war die Technik bei weiten
noch nicht so weit wie heute. 100 Jahre später mit verbesserter Technik soll die Errichtung des Schachtes
Asse 5 sechs Mal so lange dauern. Die Initiativen um Asse II wissen, dass in Kanada und auch in anderen Ländern ganze Kalibergwerke in nur 7 Jahren von der grünen Wiese bis zur Produktion erstellt werden, d. h. incl. des Schachtbaus und der Produktionshallen.
Der Schachtbau wäre laut Experten auch in Deutschland mit der Einhaltung des Atomgesetz in 7 Jahren
möglich, doch das sog. Beschleunigungsgesetz (Lex Asse), mit der unverzügliche Rückholung wird wohl von
der Hausspitze des Betreibers nicht wirklich ernst genommen.
Bei jeder Schachtanlage müssen normalerweise zwei Schächte vorhanden sein, doch bei Asse II gab es
sowohl für den Zeitraum des Salzabbaus als auch für die Zeit als Atommüllkippe eine Ausnahme davon. Der
langsame Schacht Asse 4 hat diesen Ausnahmebestand nicht verändert, da er viel zu klein ist. Erst mit dem
neuen Schacht Asse 5 gibt es erhebliches Beschleunigungspotenzial und auch mehr Sicherheit für die
Beschäftigten. Die Belüftung wird dann erheblich verbessert, damit könnten wesentlich mehr Mitarbeiter und
Maschinen gleichzeitig im Bergwerk arbeiten.
Dettmann ist gespannt, wann und ob sich die Hausspitze das Bundesamt für Strahlenschutz noch festlegen wird, wo der Schachtstandort Asse 5 genau errichtet werden soll.
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